Mittwoch, 16. März 2011

Anna Schiesst

Ein Thema am Rande. Eigentlich nicht am Rande, so angebracht vielleicht, im Gegenteil ist es eines das beinah ein Leben lang Blüten treibt, aus aktuellem Anlass behandelt. Überhaupt kommt die Formulierung "am Rande" daher, bereits im Angang zum Diskurs der Verdacht aufkam, es möglicherweise nicht einer Kategorie tagesaktueller Einträge angehöre, insbesondere deshalb weil nicht auf täglicher Neuigkeitslektüre basierend. Hingegen jedoch, und auch wenn nicht einmal davon abgehoben, sondern so eigenständig, daß in neu zu diskutierende Kategorie dem Fache entsprechend passend, bis dato nicht existent. Ausserdem ist die treibende Sichtweise dieser Tage die, "echte" philosophische Texte in etwa auf ein Alter jenseits der Vierzig verschoben werden sollten (Nein wirklich!), nicht weil Gefahr bestünde der Lächerlichkeit Preisgabe angedeihen zu lassen, sondern aus Gründen der Reife die bis dahin nie und nimmer erlangt werden konnte und so schön Diskussionen derart sein mögen; oder wann immer sich der richtige Gesprächspartner findet; was im Übrigen weniger schwierig ist als angenommen werden könnte. Menschen die auf einer Wellenlänge vibrieren gibt es oftmals mehr als solche die so viel anders ticken sie mit der Zeit dem Vergessen anheim fallen, betrachten wir daher also dennoch ein ganz klein wenig jetzt die Anarchie (ganz kurz nur).

Mit schöner Regelmässigkeit ergab sich darüber zu diskutieren, auf theoretischer Ebene zunächst, denn bevor sich einem Wege öffnen sie praktisch zu erproben muss erst die Sammlung an Rezepturen zusammengetragen worden sein, und die vonnöten ist, damit auch andere Spass am System entwickeln. Nicht jedem wird solcher beschieden sein, zuvorderst demjenigen nicht der sie ablehnt, aus Motiven die allzuoft die selben sind. So stellt es nichts besonderes dar, überzeugte Anarchisten sich Angriffen zu erwehren haben die da lauten, Anarchie nicht funktionierte weil der Mensch entsprechend unfähig, oder zu Sozialverhalten. Die Anzahl derer unbewiesenen Behauptungen die persönlich erlebt dem vorrausgegangen sein müssen, die folglich als Grundlage dienen, geht wann immer der Fall so sehr ins Unermessliche, man von alleine an den Punkt gelangt sich eingehender auseinanderzusetzen. Nicht immer stand Dummheit wenn Pate gefragt, obschon in vielen Fällen doch. Eine prinzipiell zu erwähnende Möglichkeit ist die, es am nötigen Zutrauen in andere Menschen mangelt, man sie für nicht reif genug erachtet ihnen erfolgreich kollektive Gesellschaftsformation gelänge. Doch ist auch dies nur eine Möglichkeit die besteht, der Fehler liegt tendenziell darin begründet, die Gesellschaft an sich bereits so viel kollektivistisches Element beinhaltet (streng gesehen schon ein kollektivistisches Konzept an und für sich ist), daß Kommunismus und Anarchie tatsächlich die Endstadien der Verwirklichung einer Zivilisation darstellen müssen. Es ist zunächst nicht zu leugnen, Hierarchien immer wieder als Notwendigkeit angesehen werden, sie unvermeidbar sein sollen, unter der oftmaligen Massgabe man selber zu denen gehöre die "über" andere Personen (oder deren Köpfe) entscheiden, die sich im Umkehrschluss damit abzufinden hätten. Man bestimmt über sie, ohne dass je eine Gegenleistung erbracht würde, egal wie sehr diesem Umstand Leugnung folgt. Anarchie wird per se die Existenzberechtigung abgesprochen, sogenannte untere Ebenen der Gesellschaft werden für unmündig definiert, auch dies erfolgt willkürlich. Oftmals wird das Nicht-funktionieren-können von Anarchie gerade deshalb angebracht, wenn Diktatur als Notwendigkeit für eine Ordnung erscheinen soll, die zwar sicher keine ist, doch ebenso autokratisch als solche, und nicht ihr Gegenteil (umgangssprachlich: Chaos), auferlegt wird; eine Argumentation die ausserdem in grossen Teilen im Kreis verläuft, bzw eine solche ist die in Wahrheit sämtliche Tatsachen in törichter Weise verdreht. Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen, schon gar nicht argumentativ-rhetorisch, trotzdem kommt man nicht daran vorbei an diesem Punkt neu anzusetzen und den Kern herauszufiltern.

Um zu einer sinngebenden Neudefinition des Anarchiebegriffs zu gelangen muss man zunächst seine natürlichen Feinde beleuchten. Diese, Konzepte wie beispielhaft unvollständig, die von Ober- oder Unterklasse, Mittelschicht, Eliten, Kasten und anderem handeln, basieren jeglich auf fundamentaler Willkür, bergen Beliebigkeit und sind deshalb letztendlich unhaltbar, Lehre aller Geschichte von Menschen die noch jeden Despoten hat stürzen sehen, und da die es sind derlei Subjekt verabscheuen. Tyrannei ist selbst in sogenannt fortschrittlichen Systemen realität, daran ist nicht zu rütteln, so widersprüchlich dies zu recht erscheinen mag. Weshalb sich die Despotie als solche noch lange nicht rechtfertigen lässt. Bleibt man zunächst beim unverdächtigsten der aufgeführten Metakonzepte, unverdächtig im Verständnis von Totalitarismus als gewollter Gesellschaftsform, wird offensichtlich woran alle Systeme aus der Richtung auf lange Sicht zugrunde gehen werden. Zumindest die Existenz einer oder mehrerer Eliten könnte mancher noch als unvermeidbar argumentieren, jedoch, ist genau das nicht eigentlich zu kurzsichtig gedacht, und wenn zumindest Einigkeit darin besteht allen Menschen die gleichen Rechte zustünden?

Der Standpunkt es allen Menschen gleich gut gehen möge alleine reicht offenbar nicht aus, zumal Vertreter diktatorischer Gesellschaftsimplementierungen, natürlich opportunistisch, dennoch zustimmen werden; der Unterschied besteht jeweils darin wen sie damit meinen. Der Begriff der Elite ist, so viel sei vorläufig festhaltenswert in dem Sinne daran nichts ändern zu können, der von allen am wenigsten negativ behaftete. Dies verdeckt allerdings, daß stets einzelne sich anmassen über das Wohl derjenigen zu entscheiden die sie als ihnen untergeordnet einordnen, womit des Begriffes Schwachpunkt schimmert. Ausserdem muss davon ausgegangen werden es in der Regel ein jemand sein wird, wahrheitlich eine Vielzahl von jemanden, die sich dieser nicht genauer definierten Elite zugehörig ansehen. Bereits die Elite als philosophische Idee trägt so viel Hierarchie in sich, daß menschliche Gesellschaft danach ausgerichtet wird und dabei insofern beliebig verfahren wird, wie nur Einzelmeinungen berücksichtigt werden. Elitär bedeutet mithin allgemein wertfrei ableitend nichts anderes, als dass ein Teil einer grösseren Gruppe den Wert des eigenen Personenkreises höher bewertet als den der und die Nichtelite, und welche dagegen die Pflicht zu oder doch zumindest das Recht auf Rebellion besitzt, was im übrigen auch mit wenigen Ausnahmen noch jedes mal passiert ist; Zerstörung endet spätestens im Moment ihres Erfolgs.

Anarchie, wir verweilen beim Terminus Reizcharakterfolge, wird sehr oft umschrieben als Herrschaft des Stärkeren oder schlicht Chaos, im einen Fall nicht ganz die halbe Wahrheit, im anderen vorsätzliche Lüge, weil dasjenige Chaos das menschliche Zivilisation zwingend mit sich bringt insoweit in eine Ordnung verpackt wird, daß überhaupt zum ersten mal etwas beherrschbar wird das ein jeder als unmöglich qualifiziert; im zweiten Fall nutzt sich üblicherweise der Diktaturbegriff ab, eben dies seinerseits weil nicht der Wahrheit entsprechend, nachdem Diktatoren zu den grössten gehörten. Schwachköpfigkeit hin oder her und unverwüstbar, Menschen wissen das. Alles gemeinsame Streben einer Zivilisation findet ein friedliches Ende immer darin, sie über ihr eigenes Kollektiv hinaus diesem Unmöglichen einen Namen zu geben versucht. Erst die Anarchie als Vollendung des Menschseins schafft daher, sich darauf zu verständigen muss vorrausgesetzt werden, jene Ordnung nach der wir stets streben, allheitlich, und löst somit den Widerspruch menschlich gelegentlicher Flucht in Gottesbilder auf, die aus Angst vor Wahrheit oder anderen Gründen geschaffen wurden, in denen er gleichzeitig schliesslich Gottes Ebenbild entspricht; was Gott ansonsten aber zu einem widerwärtigen und besserwisserischen Tyrannen abstempelt, dies muß. Alternativ wäre der Mensch von Geburt an ohne Fehler, es obliegt somit ihm selbst dies geeignet abzuschliessen, um Geburt endgültig zu vermeiden.

Jetzt ist nur noch wichtig, darauf hinzuweisen, Verbrechen und Anarchie hundertprozentig nicht zusammenpassen, korrekterweise einander disjunkt ausschliessen. Zusätzlich wird dadurch hervorgehoben, warum ein Grossteil derer zweiteres verteufelt augenkundig kommissarisch verdächtig sein muß. Anarchie ist niemals, wie falschlautende Aussagen die kursieren Glauben machen wollen, eine "Ordnung" die Gewalt benötigt, oder gar auf ihr basierte, und nur Töricht geht davon aus dies funktionieren würde können. Nicht einmal Verbrechen kann so chaotisch sein, nicht auffiele, daß ein jemand der sich als "den Stärkeren" wähnt, verbal nach aussen so dass vernommen, und so argumentiert, genau genommen ja den Anarchisten zuzurechnen wäre, schlussfolgernd er oder sie die ihm folgten bald am Ende sein müssen und da 'ihr' System, nach eigener Aussage, nicht funktionierte. Wahre Anarchisten werden an diesem Punkt ein Zusammengehören brüskiert von sich weisen, egal wie sehr ihnen Kreisargumentationen liegen mögen, hier sind sie grundsätzlich nicht nötig, Verbrecher so etwas wie ihre natürlichen Feinde. Anarchie leuchtet nunmehr, ganz unscheinbar tut es das unausweichlich, als einzig bekannter Ausweg, um gewaltsame Auseinandersetzung prinzipiell zu vermeiden und andauernde zu beenden. Am besten dadurch, indem sich niemand als "der Stärkere" fühlt, dies bräuchte, es kann oder sich anmasst, und weil Notwendigkeit dazu erst gar keine mehr besteht. Abgekürzt sei darauf hinauszuwollen, daß nichts anderes als die Anarchie auf Dauer funktionieren wird, das andere läuft jeweils auf Unterdrückung hinaus, die eine Zeit lang funktionieren mag, nur irgendwann sucht jeden Unterdrücker die jeweils spezifisch angepasste Quittung heim. Andersherum wird niemand der nicht gelernt hätte Anarchie zu praktizieren in das hereingelassen werden, was das Paradies sein soll, Himmelreich, Nirvana oder Ewigkeit genannt. Bevor die Seele, was die sie tragenden Menschen impliziert, nicht Anarchie in Perfektion beherrscht, nimmt das Universum sie nicht ernst. In der Mathematik wird das als notwendiges Kriterium bezeichnet, in der Philosophie ist es nicht beweisbar, im religiösen Verständnis Auflösung von Widersprüchlichkeit allen menschlichen Seins. Zusammengefasst folgert all das, daß so es die Idee des Anarchismus nicht gäbe, jede andere politische Sonderform die bekannt ist oder als Ideal beschrieben werden kann, keinerlei Grundlage für Existenz an und für sich hätte und so wird sie die letzte sein die jemals existiert wird haben. Auch Utopia muss irgendwann möglich sein, wofür sonst all die Mühen diskutiert.

Ein Zusammenhang von besonderem Interesse ist übrigens der des die "Lehre erteilen", wollen, bzw wie dies indiziert Absicht zu kriminellen Attitüden zu haben, zwingend; das eigentliche Grundübel vieler Zeitalter die wir erlebt haben. Aber davon sprechen wir ein andermal, auf dieser Welle.

And all for longi 'tudes.

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